Vollfinanzierung des Eigenheims: gibt es Nachteile?

  • 10.02.2018

    Vollfinanzierung des Eigenheims: gibt es Nachteile?

  • Vollfinanzierung des Eigenheims – Eine gute Idee, oder nicht?

    Ein Haus kaufen ganz ohne Eigenkapital? Die meisten Experten würden davon abraten. Das hat einige Gründe. Vor allem gestaltet sich die Baufinanzierung ohne ein gewisses Erspartes oder andere Kapitalanlagen schwieriger und die Konditionen sind wesentlich strenger.

    Baupläne, auf denen ein Taschenrechner und Bleistifte liegen und das Modell eines noch nicht fertig gebauten Hauses steht.

    Die Baufinanzierung ohne Eigenkapital ist möglich, aber selten ratsam. Quelle: urfin – 259385300 / Shutterstock.com

    Viele Menschen wollen sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen, nicht alle bringen das entsprechende Kapital mit. Das kann sich aber durchaus schwierig gestalten, denn die Konditionen sind nicht gerade die besten. Viele Finanzierungsexperten, auch die Experten von kreditrechner.com, warnen vor dem Hauskauf ohne entsprechende Ersparnisse. Deren Berechnungen zeigen, dass z.B. bei einem Kauf einer Immobilie im Wert von 400.000 Euro ein Zinsaufschlag von 59,64 Prozent mit eingeplant werden muss, wenn kein eigenes Kapital vorhanden ist. Dagegen wird dringend geraten, dass Hauskäufer mindestens 20 Prozent des Kaufpreises selbst aufbringen. Laut Auswertungen, ist das für die meisten Käufer durchaus möglich. Im Schnitt haben deutsche Hauskäufer sogar 23 Prozent des Immobilienwertes an Eigenkapital gespart.

    Wie funktioniert eine Vollfinanzierung?

    Zunächst ist es wichtig, die Vollfinanzierung von einer 100 Prozent-Finanzierung abzugrenzen. Bei einer 100 Prozent-Finanzierung werden der Kaufpreis und die Baukosten finanziert. Die Vollfinanzierung enthält dagegen noch folgende Kostenpunkte:

    • - Notarkosten
    • - Grunderwerbsteuer
    • - Bearbeitungsgebühr

    Aber Vorsicht: Kreditnehmer sollten starke Zinsaufschläge einplanen, wenn sie sich für eine Vollfinanzierung entscheiden. Diese können sich auf 50 bis 80 Prozent belaufen. Auch wenn eine Finanzierung ohne Eigenkapital zunächst verlockend erscheinen mag, der gebundene Sollzins kann sehr viel höher ausfallen und sich für den Kreditnehmer nachteilig auswirken. Eine 50-prozentige oder 75-prozentige Finanzierung bringt im Gegensatz dazu wesentlich bessere Konditionen mit sich.

    Was gehört zum Eigenkapital und wie kann man es erhöhen?

    Viel vorhandenes Eigenkapital und möglichst wenig verwendetes Fremdkapital hat positive Auswirkungen für den Kreditnehmer auf Zinsen, Tilgungsrate und Kreditkonditionen. Nicht nur Geld gehört dazu, es gibt auch viele andere Formen des Eigenkapitals, die für die kreditgebende Bank relevant sind:

    Eigenkapital

    Erläuterung

    Bargeld, Erspartes Festgeld-, Tages oder Sparkonto

    Jegliches angesparte Geld kann für die Baufinanzierung hilfreich sein und die Konditionen verbessern.

    Lebensversicherung

    Bei dem Verkauf der Lebensversicherung handelt es sich um einen relativ extremen Schritt, der gut überlegt sein möchte. Aber es ist durchaus möglich, die Lebensversicherung als Sicherheit einzusetzen oder um zusätzliches Eigenkapital zu bilden.

    Zinsfreie Darlehen

    Selbst zinsfreie Darlehen von z.B. Arbeitgeber oder von einem Familienmitglied können als Eigenkapital angesehen werden.

    Grundstücke oder Immobilien

    Bereits erworbene Grundstücke gelten als Eigenkapital. Sogar Immobilien, die sich im Besitz des Kreditnehmers befinden, können als Sicherheit bei der Bank angegeben werden. Das kommt häufig vor, wenn Immobilienbesitzer sich eine zweite Immobilie kaufen möchten, um diese wiederum zu vermieten.

    Riester-Vermögen

    Bereits angespartes Geld auf dem Riester-Konto kann ganz oder teilweise als Eigenkapital bei der Baufinanzierung eingesetzt werden. Riester-Sparer können das gesamte angesparte Vermögen oder nur 75 Prozent davon vom Konto entnehmen. Es ist empfehlenswert, 25 Prozent auf dem Rentenkonto zu lassen, damit die künftige Rente nicht zu schmal ausfällt. Aber selbst wenn die vollständige Summe entnommen wird, sollte der Riester-Vertrag nicht gekündigt werden. Förderungen und steuerliche Vorteile müssen im Falle einer Kündigung nämlich erstattet werden.

    Wertpapiere, Fonds, Aktien, Schatzbriefe

    Alle Börsen-Investitionen, die der Kreditnehmer getätigt hat und wieder veräußern kann, werden ebenfalls als Eigenkapital angesehen.

    Eigenleistung

    Jede handwerkliche Leistung, die der Kreditnehmer beim Bau des Hauses selbst übernehmen und so die Baukosten reduzieren kann, gelten als Eigenleistung oder Muskelhypothek.

    Bausparvertrag

    Beim Bausparvertrag muss beachtet werden, dass der Vertrag in drei Phasen aufgeteilt ist:

    • - Ansparphase
    • - Zuteilungsphase
    • - Darlehensphase

    Bevor der Vertrag abgeschlossen wird, wird eine bestimmte Sparsumme festgelegt. Erst wenn der Sparer dieses Ziel erreicht, wird der Bausparvertrag zugeteilt und ein Darlehen zur Sparsumme hinzugefügt. Als Eigenkapital gilt allerdings nur die selbst angesparte Summe und nicht das Darlehen.

    Tabelle: Nicht nur erspartes Geld, sondern viele Arten von Versicherungen, Wertpapiere oder bereits erworbene Grundstücke und Möglichkeiten, die Baukosten zu reduzieren, gelten als Eigenkapital. Optionen, an die der Kreditnehmer vielleicht selbst nicht einmal gedacht hat, die aber die Kredit-Konditionen verbessern.

    Das Neugeschäftsvolumen der Baufinanzierungskredite ist vor allem 2015 und 2016 angestiegen.

    Statistik: Das Neugeschäftsvolumen der Baufinanzierungskredite. Quellen: ING-DiBa, Statista

    Für wen eignet sich die Vollfinanzierung?

    Wegen der vielen Nachteile und der strikten Konditionen sind Baufinanzierungen ohne Eigenkapital in den seltensten Fällen empfehlenswert. Freiberufler und Selbstständige, insbesondere diejenigen, die noch am Beginn ihrer Selbstständigkeit stehen, haben kaum eine Chance einen solchen Kredit zu erhalten. Aber auch junge Angestellte bzw. junge Familien, die oft spontaner den Job wechseln oder von Arbeitslosigkeit betroffen sein können, sollten bei einer solchen Finanzierung eher vorsichtig sein. Deswegen sind Vollfinanzierungen eigentlich nur für Kreditnehmer geeignet, die auf lange Sicht über ein sicheres Einkommen verfügen und eine tadellose Bonität vorzuweisen haben – z.B. Beamte.

    Quelle: urfin – 259385300 / Shutterstock.com

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